OBERSTE MÜHLE

 

Es ist die "OBERSTE MÜHLE", die schon 1424/25 als Obere Mühle in der Schrumpe angesprochen wird.

Sie liegt in der Nähe des Quellgebiets Wackborn ( von den Einheimischen " Wackbur " genannt ).

Man erreicht diese Mühle auch auf dem bereits erwähnten alten Weg

( soweit noch begehbar ) übers " Flürchen ". In der Umgebung kennt man sie seit eh und je als STANS ( Steins ) Mühle.

Diesen Namen trägt sie wohl seit 1576, damals war hier ein Niclas Stein der Müller ( Büchel ). Allerdings ist schon 1469 die Rede von einer Steinsmühle, ob es sich nun um diese oder die weiter im Tal liegende handelt ist nicht bekannt. Auch den letzten Betreiber dieser Mehlmühle nannten alle "Stans Hein", obschon sein richtiger Name Heinrich Wey war. Er und seine Ehefrau Elisabeth geb. Pitsch wirkten hier als Müllersleute bis 1953. Sie betrieben aber auch damals und später Landwirtschaft.

Ihre Vorgänger waren die Eltern von Hein, und zwar Johann Wey und Anna Maria geb. Hürter, die aus Wierschem stammte. Bei der Einwohnerzählung für 1907 lebten 7 Personen im Hause. Für 1895 wird die Familie Josef Wey als Getreidemüller nachgewiesen, die dann aber in die zweite Mühle des Mörzer Bereichs verzog. Vor diesen, und zwar nach den jeweiligen Zähllisten von 1890, 1885 und 1878 war es eine Familie Engelbert Wey, die hier wohnte. Er hatte die Mühle von Peter Josef Hastenpflug, der 1855 mit seiner Frau Eva geb. Tönnes, zwei Kindern und einer Magd als Müller ausgewiesen wird, gekauft.

Engelbert Wey beantragte übrigens am 19. März 1872, damals war es die Hastenpflugs-Mühle, die Konzession für die Ausübung einer Schankwirtschaft, die auch erteilt wurde. Vor ihm hatte schon sein Vorgänger Hastenpflug diese Schankerlaubnis erhalten, und zwar von 1866 bis 1870.

Um 1820 waren Johann Fuhrmann und seine Ehefrau Anna Maria geb. Sevenich Eigentümer des Anwesens. Er kam aus der Fuhrmanns-/ Nachtsheimsmühle und war derjenige, der gegenüber der Mühle nach Gold gegraben hatte ( s. Anhang 2 ). Vielleicht war er auch der Namensgeber für den Goldberg ?

 

Oberste Mühle ( Fotos von 1984 )

( Gesamter Komplex und Hausfront zum Wackbur 

 

Wohnhaus der Familie Noll

Nach dem von Büchel erstellten Verzeichnis der Gebäudeschätzungen zum Brandinstitut von 1787, handelte es sich um eine der bereits erwähnten ehemaligen kurfürstlichen Erbbestandsmühlen.

Sie wurde zu dieser Zeit bereits eigenständig, und zwar seit etwa 1772 von Georg Zentner und seiner Familie betrieben. Die Frau des Zentner, der hier eingeheiratet hatte, Maria Katharina geb. Daum, soll 1776 im Räderwerk der Mühle tödlich verunglückt sein.

Um 1700 war Jakob Sauerwein der Müller, er stammte aus der nächst genannten Mühle. Vor diesem werden als Besitzer die Namen Oppenhäuser und um 1650 bis etwa 1687 Jakob Keiffenheim mit Ehefrau Margarete geb. Ginter und sechs Kindern genannt.

Der erste bisher bekannte Müller, der Pächter in dieser Mühle war, dürfte Heinz Saybelen um 1465 gewesen sein. Er baute allerdings noch eine zweite Mühle, deren Standort nicht genau bekannt ist.

Wie schon in Anhang 2 ausgeführt, hat diese vermutlich hier oder nicht weit entfernt davon gestanden. Vielleicht ist es aber auch eine der nächstfolgenden gewesen, die auf dem Weg durch den Hau (Waldstück) schnell erreichbar waren. Oder war der Standort gar am Eingang des erwähnten Waldstückes ?

Heute gehört diese ehemalige Oberste Mühle den Kindern der letzten Eigentümer, und zwar Irmgard Pötz, Hermann Wey und Hiltrud Noll.

Die Tochter Hiltrud und ihr Ehemann Reinhold Noll haben sich vor Jahren neben dem ehemaligen Hof und Mühlengebäude ein neues Wohnhaus errichtet.

 

( Im Zusammenhang mit dieser Stans-Mühle wird auch auf die nachfolgenden Anekdoten und den Beitrag zum angrenzenden Heiligenhäuschen hingewiesen ).

 

Illustration von Marion Durben-Schneider

 

Anekdoten und Nachtrag

Anekdote aus der Zeit von Stans Hein ( nach dem zweiten Weltkrieg )

1. Teil

Meine Veröffentlichung in der Rhein - Zeitungsbeilage " Heimat zwischen Hunsrück und Eifel " vom Dezember 1988

"Dokta, dräsch die Brems mo zo!"

Stans Hein und sein akademischer Wagenbremser

Nach dem Zweiten Weltkrieg fand sich in Metternich, wie in allen anderen Maifelddörfern, eine Vielzahl ehemaliger Soldaten ein, die Heimat und Familie, Beruf und sonstige Anschlüsse, zumindest vorübergehend, verloren hatten. Sie arbeiteten bei den Bauern, um in dieser schweren Zeit wenigstens das Notdürftigste, und zwar das tägliche Brot zu verdienen.

So hatte auch bei dem Landwirt und Müller Stans ( Wey ) Hein in der Schromp ( Schrumpftal ) ein Mann als Knecht seine Bleibe gefunden, der nach meiner Erinnerung mindestens Oberstudiendirektor oder etwas in dieser Rangfolge war und den akademischen Grad eines Doktors hatte.

Der besagte Doktor, der die Feldarbeiten geschickt verrichtete, arbeitete auch in der Mühle mit. So waren denn der Stans Hein und sein Doktor viel mit dem Pferdefuhrwerk unterwegs, um einerseits die Feldarbeiten zu erledigen, zum andern die Mühlenprodukte an die Kunden zu bringen.

Der Hein, vorrangig bedingt durch eine Gehbehinderung, war stets der Kutscher, während der Doktor für die Mechanik ( Handbremse am Wagen, hinten ) zuständig war. Es ist für den Kenner durchaus verständlich, daß die Bedienung der Mechanik dem Doktor nicht leicht fiel!

So konnte man denn auch immer wieder, wenn es abschüssige Wege hinabging, den laut schreienden Hein - weil die Sache nicht stimmte – hören:

" Dokta, dräsch die Brems mo zo " ( Doktor, dreh die Bremse mal zu )!

Das führte dazu, daß der so beliebte Akademiker bald überall nur noch der " Dokta der Mechanik" oder " Bremsdokta" genannt wurde.

2. Teil

In " Heimat zwischen Hunsrück und Eifel " ausgedruckt im Juli 1989

 

Er war der Dokta von Metternich

Studiendirektor a. D. Erwin Hospach aus Düsseldorf meldete sich

 

Ein besonderes Erlebnis, das ich im Zusammenhang mit Veröffentlichungen in diesen Blättern hatte, bereitete mir der Postbote. Es war ein Brief, den man schon mehrfach lesen mußte um zu begreifen, daß er Wirklichkeit war.

Folgendes war vorausgegangen:

In der Dezemberausgabe 1988 dieser Beilage war meine Anekdote

" Dokta, dräsch die Brems mo zo! " zu lesen. Sie hatte zum Inhalt, daß nach dem 2. Weltkrieg beim Müller und Landwirt Stans ( Wey ) Hein in der Schromb ( Schrumpftal/ Metternich ) ein Akademiker als Knecht sein Brot verdiente, der zwar recht ordentlich die Arbeiten in der Mühle und auf dem Felde verrichtete, dem aber die Bedienung der Mechanik

( Bremse ) am Fuhrwerk verständlicherweise schwer fiel. Weil nun der Hein in solch brenzligen Situationen den Gelehrten immer wieder laut schreiend aufforderte " Dokta, dräsch die Brems mo zo ", wurde dieser überall nur noch der " Bremsdokta " genannt!

Mir, der ich das alles miterlebt hatte, ging's darum, solche Geschehnisse aufzufrischen und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Ich habe nicht daran gedacht, daß mir jemand schreiben und von sich behaupten würde

" Ja, ich bin der damalige Dokta, wie mich ganz Metternich nannte ".

Dennoch, genau das war die Einleitung in dem eingangs erwähnten Brief!

Geschrieben hat ihn der heute 80 - jährige Studiendirektor a. D. Erwin Hospach aus Düsseldorf, der durch seine Verbindung mit Cochem

( seine Ehefrau ist von dort ) über das Veröffentlichte erfahren und meine Anschrift bei der Redaktion ausfindig gemacht hatte.

Inzwischen haben wir miteinander korrespondiert, und Herr Hospach hat mir zugestanden, dieses alles zu einer Folge - Anekdote auszuwerten. Dabei bin ich nun schon! Auszugsweise will ich daher folgendes Interessante, wie ich meine, wiedergeben.

So schreibt er u. a.:

In meiner 22 monatigen Aushilfe habe ich Land und Leute kennengelernt. Besonders liebenswerte Menschen haben mir in meiner Einsamkeit über vieles hinweggeholfen. Neben dem Hein und dessen Frau erwähnt er hierbei noch den Gastwirt Will und seine Dina, den Aushilfspfarrer Hilgert, einen begeisterten Skatspieler Durben ( es war mein Vater ) u. a. So die drei Buben der Wirtsleute ( heute gestandene Männer ), den Pies, Lehrer Bindczeck, Walter Nitsche, Nachtsheim, Port, Münch, Dreesen und Johanna Ternus. Auch meine Frau und mich, glaubt er zu kennen.

Den Hein schildert er als einen hochbegabten und geschickten Landwirt und Müller, der ihm ein cleverer " Lehrherr " war. Dem hatte er auch seinen "Dokta" zu verdanken, der er gar nicht war! Als er sich nämlich nach Abgang vom Militär ( er war Oberleutnant ) beim Hein" quasi essenshalber" zur Arbeitsleistung vorstellte und als Beruf Studienrat angab, meinte dieser, daß er ihn nicht mit dem Titel anreden könne und er für ihn einfach der Herr " Dokta " sei! Dabei blieb es dann auch, eigentlich bis heute.

Denn, so schreibt der Pensionär weiter, als er im letzten Jahr nochmals Metternich aufsuchte, über den Friedhof ging und ins Gespräch kam, habe er sich auf Befragen als der " Dokta " aus der Schrumpf ausgegeben, was lächelnd mit " Ach ja, den kennen wir noch " hingenommen worden sei. Und das, so meint er, hat gut getan! Als er dann den Hof, Ställe und Mühle wieder sah und alles Revue passieren ließ, habe er sich nicht zornig, sondern dankbar daran erinnert, daß er dort tätig gewesen sei. Bei dem Geschwätz mit Heins Frau wurde dann vieles wieder aufgefrischt.

Dennoch, so sagt er weiter:

"Was habe ich in der Mühle viel Schweiß gelassen, Pferdetritte eingesteckt, zwei Zentner schwere Mehlsäcke und die verdammten Kartoffelsäcke geschleppt."

Aber auch vieles andere ist ihm in Erinnerung geblieben, so beispielsweise folgendes:

An einem eisigen Wintertag fuhr er mit den Pferden Ella und Frieda Mist aufs Feld. Bei der Ausfahrt vom Acker galoppierten zwei Pferde von der Ternus-Mühle mit ihrem Wagen auf der Straße vorbei. Dem wollte sein Gespann nicht nachstehen und jagte - von der Ella, die später an die Franzosen abgegeben werden mußte, angetrieben - mit dem leeren Mistwagen hinterher. Er, der wohl ein wenig zu spät die Zügel angezogen hatte, war letztendlich froh, daß er sein Gefährt unmittelbar vor der Hofeinfahrt zum Halten bringen konnte, wobei die Hinterräder allerdings verlorengegangen waren! Obschon er froh war, noch am Leben zu sein, war der Hein gleich zur Stelle und wollte mit Schimpfen anfangen, wenn ihn nicht seines, des Doktas Blick, davon abgehalten hätte. Das von der guten Oma gereichte Glas Milch mundete ihm ebenfalls nicht. Der Wagen wurde repariert ( vermutlich von Schäfersch Kläs, dem Metternicher Stellmacher ) und über den Vorfall nie mehr gesprochen.

Andererseits hatte der Hein aber auch mal Grund, ihn auszulachen. Er kam nämlich eines Nachmittags von Münstermaifeld zurück, wohin er am Abend vorher gegangen war, um den Schuster aufzusuchen. An diesem Abend aber hatten die Franzosen ab 20 Uhr Sperrstunde verfügt und alles in die Turnhalle der Aufbauschule eingesperrt, was sich um diese Zeit auf der Straße bewegte.

Er gehörte dazu und spielte den dummen Knecht, der nichts verstand, obschon er als Französisch - Lehrer jedes Wort wahrnahm. Beim Kartoffelschälen am Morgen rächte er sich und ließ außer den Schalen nicht mehr viel übrig!

Dann so weiß der Pädagoge noch zu erzählen, hatten die Franzosen eine Übung im Schrumpftal. Er fuhr an diesem Morgen Jauche auf eine Wiese oberhalb des Dorfes. Als er mit dem Faß an einem Trupp Soldaten vorbeikam, ließ die Frieda einen Schwall " Durchfälliges " los und bespritzte damit einige Franzosen. In seiner Angst vor etwaigen Repressalien peitschte er auf das Pferd ein, um den Eindruck zu erwecken, daß ihm der Vorfall leid tue; obwohl er das Pferd am liebsten gestreichelt hätte! Die Betroffenen waren so schockiert, daß sie ihn ungestört weiterfahren ließen.

Ich finde, es ist eine schöne Geste für die Maifelder, insbesondere die Metternicher, wenn nach über 40 Jahren solche Erinnerungen dargeboten werden, die man selbst schon längst vergessen oder gar nicht gekannt hatte. Ganz besonders dann, wenn sie ein 80 jähriger Düsseldorfer Studiendirektor a.D., der in Hechingen

( Hohenzollern ) geboren ist, offenbart, der als Fremder in den schlimmsten Nachkriegsjahren 22 Monate unter ihnen gelebt hatte.

 

Nachtrag

 

( Im Oktober 1989 in " Heimat zwischen Hunsrück und Eifel " veröffentlicht )

 

Im Verborgenen

Es mutet den Wanderer fast wie ein Märchen an, wenn er das neben der bereits 1425 erwähnten obersten Mühle im Schrumpftal stehende Heiligenhäuschen ( allseits so genannt ) versteckt hinter Bäumen und Sträuchern plötzlich vor sich sieht.

Früher besuchten es viele, insbesondere die Metternicher - auch wir, die Kinder - vorwiegend bei den Sonntagsspaziergängen über das Flürchen ( Flurbezeichnung ). Heute sind es nur noch wenige, die, bedingt durch die Flurbereinigung und das Neubaugebiet " Im Vorhaupt ", diesen Weg finden und zum Kapellchen kommen. Dem steinernen Bauwerk mag dieses zwar zugute kommen, dennoch denke ich, sollte auch diese Gedenkstätte nicht in Vergessenheit geraten, die wie viele andere ihren besonderen Ursprung hat.

Foto des Kapellchens

Ausführliches darüber konnte ich bei der Nachbarin Hiltrud Noll in Erfahrung bringen. So wurde das Heiligenhäuschen 1921 auf Veranlassung Ihres Großvaters, des Müllers und Landwirts Johann Wey ( er bewirtschaftete mit seiner Frau die oberste Mühle ), unter Beteiligung seiner Brüder gebaut. Sie wollten damit dem Herrgott sichtbar dafür Dank erweisen, daß sie heil aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrt waren. Es war nicht, wie früher immer zu hören war - so Frau Noll -, ursächlich die Gedenkstätte für die 1919 in der Mühle verbrannte 19 jährige Tochter Maria ( der Anlaß hierfür war die Explosion einer Petroleumlampe ).

 

Eingang Leinenwebersweg

Auf dem Hauptweg geht es dann weiter am Goldberg ( links ) - der übrigens für viele Jahre ein beliebter Einstand für Fasanen war - und dem Hau ( bereits genanntes Waldstück auf der rechten Seite hinter Bach, Wiese und Feld ) vorbei zu den nächsten Mühlen. Vor diesem Ziel führt an der linken Seite ein schmaler Weg ab, an dem der mögliche Standort der bereits erwähnten Leinenweberei gewesen sein muß oder der zu dieser hinführte.

Rechts vor den Mühlen liegt die von Büchel erwähnte frühere Weiherwiese. Wann der dortige Weiher ( Teich ) trocken gelegt wurde ist nicht bekannt, um 1820 war er jedenfalls nicht mehr vorhanden.

 

Blick ins Tal zu den nächsten Mühlen

Nach etwa 500 Meter präsentiert sich zunächst auf einer Anhöhe die BAUERSMÜHLE, die direkt oberhalb der TERNUS-/-JUSTENMÜHLE liegt.

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